Nic - das Monster
Deutsche Jugendliche mit schweren Verhaltensauffälligkeiten in einem Projekt in Rumänien
»Im Ort nach links abbiegen, die Straße wird bald ein Weg. Immer weiter fahren, bis der Weg in einem Grundstück zu enden scheint. Das Auto abstellen. Der weitere Weg ist ohne Ortskenntnis nicht zu finden. In den Häusern ist aber immer jemand zu Hause, bitte nach BERT (Jerman) oder CASA DE KOPIE (Kinderheim) fragen. Von hier noch 20 min zu Fuß gehen. Dort wo es so schön wird, das man nie wieder nach Hause möchte, sind Sie angekommen. Kein Gepäck tragen, es wird später mit der Kutsche geholt.«
Im Maramures, dem nördlichsten Teil Rumäniens, nahe der ukrainischen Grenze, bekommen Jugendliche, die in Deutschland gestrandet sind, eine zweite Chance. Diplom-Sozialpädagoge Bert Schumann leitet das Haus, in dem es klare Regeln und Strukturen gibt. Der Wecker klingelt früh auf dem Bauernhof in den Bergen. Wasser muss aus dem Brunnen, Milch vom Nachbarhof und Brot aus dem Dorf geholt werden. Die Tiere sind zu füttern und ohne geheizte Kochmaschine gibt es keinen Tee. Vormittags findet Schule statt, das Ziel ist es, einen deutschen Hauptschulabschluss zu erreichen. Mittags wird gemeinsam gegessen. Nachmittags wird entweder in der Werkstatt oder in einem berufsvorbereitenden Praktikum auf dem Hof gearbeitet. Abends ist Freizeit, um zehn Uhr wird zu Bett gegangen.
Die Großfamilie hat einfache, transparente und unumstößliche Regeln. Die Regeln können die Jugendlichen selber mitbestimmen genauso wie sie auch für alle Erwachsenen gelten. Jeder Jugendliche kann in den Rang eines "Offiziers" versetzt werden, diesen aber auch wieder aberkannt bekommen. Damit verbunden sind Privilegien, jedoch auch ein hohes Maß an Verantwortung. Ihre neue Umgebung zwingt sie dazu eine Sprache zu lernen, sich mit einer völlig fremden Kultur auseinanderzusetzen und sich in einer Gemeinschaft zu integrieren. Die Möglichkeit abzuhauen und sich den Anforderungen wie gewohnt zu entziehen, wird den Jugendlichen ohne harte Gitterstäbe durch die Grenzen des Landes genommen. In ihrem neuen Zuhause können und sollten die Jugendlichen lernen, dass es ein Leben gibt, auf das sie sich freuen können, da sie selber dafür verantwortlich sind.
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